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Männer aussen vor oder: Hochzeit mal anders

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Zum ersten Mal sind Hiep und ich an eine Hochzeit einer Ê Ðê-Familie eingeladen. Wie ich im Blog schon mehrfach erwähnt habe, leben viele Familiengemeinschaften dieser Ethnie in unserer Nachbarschaft. Und wir unterstützen sie privat und auch mit dem Charity Project Krong Buk.

Und nun also die erste Ê Ðê-Hochzeit. Bei diesem Anlass wurde mir erstmals so richtig bewusst, wie stark die Rolle der Frauen ist (siehe dazu auch im Blog, wie das Matriarchat der Ê Ðê organisiert ist:  Wo die Frauen das Sagen haben).

Bei einer vietnamesischen Hochzeit, wie ich sie bis jetzt schon vielfach erlebt habe, treffen die Gäste so ab zehn Uhr ein. Die meisten Frauen gehen zuvor zum Friseur und in den Schönheitssalon, so ganz unter dem Motto: Je mehr Make-up desto schöner). Punkt elf Ansprachen, Feuerwerk, Essen, Bier und das Hochzeitspaar samt Eltern begibt sich durch die Menge auf Anstoss- und Foto-Tour. Zelt, Unterhaltung und Küche werden von einem Caterer gestellt. Und mit dem Essen ist es wie mit dem Make-up: Je mehr desto besser. Food waste kein Thema. Am Ende bleiben Berge von Essen übrig. Denn es gilt: wurde alles aufgegessen, werden die Gastgeber als geizig bezeichnet; sie hätten zu wenig aufgetischt.

Nun zur Ê Ðê-Hochzeit: Wir treffen gegen 10.45 Uhr ein. Das Festzelt fasst rund 150 Personen. Es ist schon fast voll. Doch viele stehen noch draussen herum; die Frauen zwischen Festzelt und Küche und die Männer auf der anderen Strassenseite. Mir fällt auf, im Festzelt sind fast nur Frauen versammelt, die wenigsten haben Make-up aufgetragen, eine natürliche, unkomplizierte Fröhlichkeit liegt in der Luft. Die Kleidung ist einfach. Gekocht wird auf zwei offenen Feuerstellen von der gesamten Bräutigam-Familie, kein Catering, entsprechend viele Frauen helfen.

Um elf Uhr wird das Essen serviert. Gekochtes Schweinfleisch, Nudeln, vietnamesische Frühlingsrollen, Klebereis und frisches Gemüse. Hiep erklärt mir, dass bis auf die Nudeln alles aus Eigenproduktion stammt. Doch warum hat es fast nur Frauen im Festzelt?

Hiep lacht. Die Männer werden nachher essen. Die Frauen machen den Hauptteil der Hochzeit aus. Nach gut einer dreiviertel Stunde stehen die ersten auf und gehen hinaus. Sofort wird der Tisch neu gedeckt und die anderen wartenden Frauen nehmen Platz und verköstigen sich. Irgendwie hilft jeder bei irgendetwas mit und nach gut einer Stunde beginnt – wie könnte es anders sein – Karaoke, und jetzt kommen auch die Männer herein.

(Im Cover:) Das Hochzeitspaar in der traditionellen Kleidung der Ê Ðê

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Fast nur Frauen anwesend, während das Hochzeitspaar von Tisch zu Tisch auf Foto-Tour geht.

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Die Männer warten draussen.

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Weil nicht alle Frauen Platz hatten, warten auch sie draussen, bis ein Tisch frei wird.

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Zwei Feuerstellen, um das Hochzeitsmahl zu kochen.

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Da etappenweise gegessen wird, muss auch immer wieder abgewaschen werden.

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